Sprache ist ein überaus präzises Instrument; um Sachverhalte zu erklären oder Stimmungen zu vermitteln. Sprache ist nicht bloß 0 und 1, ist nicht digital, sondern analog, mit unendlich vielen Nuancen. Und genau dieses Analoge, diese Zwischentöne der Sprache, bereiten mir oft Kopfschmerzen. Selten beim Schreiben, aber allzu oft beim Lesen, insbesondere auf den Webseiten hipper, urbaner Werbeunternehmen.
Was dort zu lesen ist, lässt sich nur mit zwanghafter Jugendlichkeit erklären. Es ist der peinliche Versuch, eine Geschichte in einer Sprache zu erzählen, derer man nicht mächtig ist, anstatt das, was ist, einfach in einer guten Geschichte zu verpacken. Der Unterschied ist subtil und doch gravierend: Während ersteres die Vermischung von Realität und Phantastischem geradezu erzwingt, unternimmt letzteres den Versuch, die Wirklichkeit in packender Weise zu erzählen.
Ein Plädoyer für die Wirklichkeit
Phantasie ist großartig. Aber die Kür ist es, die Wirklichkeit in einfachen Worten zu erzählen und die Leser dennoch – oder gerade deswegen – zu fesseln. Natürlich, es ist reizvoll hier und dort ein wenig auszuschmücken, weil die Wirklichkeit nicht ganz ins Selbstbild passt. Aber wieviel mehr an Größe und Geschick braucht es, das zu erkennen und nach Formulierungen zu suchen, die – obwohl sie die Wirklichkeit beschreiben – schmuckvoll und spannend sind?
Wenn ein User eine Webseite besucht, dann zeichnet Google Analytics die Zeit auf, die er dort verbringt. Allerdings nur dann, wenn der User noch eine weitere Aktion setzt, z.B. der Navigation folgt und eine weitere Seite lädt, oder einen Button klickt. Aber wenn der User die Website auf einer bestimmten Seite verlässt, wird die Zeit, die er ebendort verbracht hat, nicht festgehalten.
Stellt sich die Frage: Ist das eigentlich so schlimm? Und die Antwort lautet – wie so oft: kommt darauf an. Einem Shop-Betreiber wird das ziemlich egal sein, denn der bekommt am Ende sowieso eine – oder eben keine – Interaktion. Anders sieht sie Sache bei Bloggern aus. Denn was, wenn ich über eine Suchmaschine genau jene Seite finde, die alle für mich relevanten Informationen enthält und ich nach dem Lesen der Seite überhaupt kein Bedürfnis mehr habe, mich weiter auf der Website aufzuhalten, weil ich eben sofort auf der ersten Seite, die ich über die Suche geöffnet habe, völlig zufrieden gestellt wurde? Naja, für Google Analytics bin ich dann ein Bounce, also ein User der die Seite (angeblich unzufrieden) sofort wieder verlassen hat. Und das zeigt schon: Mit dieser Annahme, dass es auf der letzten betrachteten Seite keine Time on Page gibt bzw. diese keine Bedeutung hat, kann etwas nicht stimmen.
Zum Glück bin ich nicht der erste, dem das aufgefallen ist. Bei analytical42.com gibt es eine relativ detaillierte Anleitung, wie sich mit Hilfe des Google Tagmanagers eine benutzerdefinierte Dimension anlegen lässt, um die Zeit auf der Exit Seite zu erfassen. Die Lösung, die hier dargestellt ist, ist direkt von https://analytical42.com/2016/track-real-time-on-page/ übernommen. Ich habe sie hier für mich noch einmal zusammengefasst:
Ersten Zeitpunkt erfassen
Die Startzeit wird in Google Tag Manager automatisch erfasst. Sie muss allerdings als Data Layer Variable angelegt werden, damit sie in einem Tag verwendet werden kann.
Zeit auf der Seite berechnen
Die tatsächliche Zeit, die ein User auf der Seite verbringt, wird berechnet als Differenz zwischen dem Zeitpunkt, zu dem der User die Seite verlässt und dem Zeitpunkt des Ladens der Seite. Auf analytical42.com findet sich dafür der folgende Custom HTML tag mit dem Namen „HTML – beforeunload“:
Dieser Tag wird entweder auf allen Seiten abgefeuert oder nur auf einzelnen Seiten, auf denen die tatsächliche Zeit gemessen werden soll. Der HTML-Tag wird ausgeführt, sobald der Benutzer die Seite verlässt und berechnet dann die Zeit zwischen dem Aufruf und dem Verlassen der Seite.
„Echte“ Zeit an Google Analytics übergeben
Damit die Information an Google Analytics übergeben werden kann, muss sie in Form einer Data Layer Variable gespeichert werden. Der Name der Variable lautet im Beispiel von analytical42.com „Real Time On Page“. Im Feld „Data Layer Variable Name“ muss „timeOnPage“ eingetragen werden.
Nun muss noch ein Event Trigger angelegt werden, der feuert, sobald der User die Seite schließt. Der Name des Trigger lautet in diesem Beispiel „Event – beforeunload“. Der Wert für das Feld „Event name“ lautet beforeunload. Standardmäßig feuert der Trigger bei allen Events. Um aber beispielsweise jene Sessions auszuschließen, die länger als 30 Minuten dauern (der Standardwert für eine Session in GA), lässt sich hier eine Bedingung einstellen, im konkreten Fall darf die „Real Time on Page“ nicht mehr als 1.800.000 Millisekunden betragen.
Zu guter Letzt muss ein Universal Analytic Tag angelegt werden (mit der entsprechenden Google Analytics Tracking ID). Der Tracking Typ ist in diesem Fall „Timing“. Die Kategorie wird auf „Time on Page“ gesetzt, das Feld Var auf „Time“. Im Feld Value wird die Variable {{Real Time On Page}} eingefügt, die zuvor erstellt wurde. Im Feld Label wird die vordefinierte Variable {{Page Path}} eingefügt. Unter „More Settings“ muss noch ein Feld mit dem Namen „transport“ und dem Wert „beacon“ eingefügt werden.
Das Problem dabei: Die Zeit wird erfasst unabhängig davon, ob die Seite im Vordergrund oder überhaupt nicht sichtbar ist. Auf simoahava.com findet sich eine Lösung, um mittels eines Event-Listeners den Status des Browserfensters abzufragen. Und auf analytics-ninja.com hat sich Yehoshua Coren überlegt, wie man daraus die Zeit berechnen kann, die eine bestimmte Seite im Rahmen einer Session sichtbar war.
Leider verrät er nur des Ergebnis, aber nicht den Weg dorthin.
In eigener Sache: Zu diesen oder ähnlichen Themen werden noch weitere Blog Einträge folgen. Aber ich nehme nicht für mich in Anspruch, Experte auf diesem Gebiet zu sein. Was ich hier schreibe hängt unmittelbar mit den Dingen zusammen, die für meine Diplomarbeit von Interesse sind. Ich werde versuchen, die Quellen entsprechend zu kennzeichnen, denn Ehre, wem Ehre gebührt.
Nicht registrierte User auf einer Webseite eindeutig zu identifizieren ist nur über gewisse Hilfskonstruktionen möglich. Etwa die Client ID, die jedem Client automatisch von Google Analytics zugewiesen wird. Google Analytics selbst verwendet diese Client ID im User Explorer zur Identifikation einzelner Nutzer.
In Custom Reports (zu finden unter dem Punkt „Customization“) kann die Client ID allerdings nicht als Dimension verwendet werden. Damit das funktioniert, muss die Client ID über eine benutzerdefinierte Variable in Google Analytics übernommen werden. Dem Internet sei Dank gibt es hier ziemlich gut dokumentierte Lösungen, die ich hier kurz zusammenfasse. Gleich vorweg: Auch der Google Tag Manager (GTM) kommt hier zum Einsatz. Es lohnt sich also, sich mit dem GTM auseinanderzusetzen.
1. Anlegen einer Variable in Google Analytics
Eine benutzerdefinierte Variable lässt sich im Admin-Bereich bei den Einstellungen für das jeweilige „Property“ definieren. Nach dem Klick auf „Custom Definitions“ kann man zwischen den Punkten „Custom Dimensions“ und „Custom Metrics“ wählen. In konkreten Fall geht es um eine benutzerdefinierte Dimension.
Der Name der Variable ist in diesem Fall „Client ID“. Der Scope der Variable ist Session-bezogen. Mehr zum Thema Scope gibt es bei Lunametrics nachzulesen. Nach dem Erstellen der Variable werden einige Code-Snippets eingeblendet. Diese Snippets können wir für unsere Anwendung ignorieren. Wichtig ist lediglich der Index der Variable. Dieser ist in unserem Fall die „1“.
Erstellen der Variable in Google Tagmanager
Um die Client ID abzufragen, muss eine entsprechende „Custom Javascript“ Variable in Google Tag Manager angelegt werden.
function() {
try {
var trackers = ga.getAll();
var i, len;
for (i = 0, len = trackers.length; i < len; i += 1) {
if (trackers[i].get('trackingId') === 'UA-xxxxxx-1') {
return trackers[i].get('clientId');
}
}
} catch(e) {}
return 'false';
}
Anstelle von „UA-xxxxxx-1“ muss die Tracking ID des entsprechenden Google Analytics Property eingesetzt werden.
Neuen Trigger erstellern
Damit ein Tag „feuern“ kann, braucht es in Google Tag Manager einen „Trigger“, der den Tag auslöst. In unserem Fall soll der Tag immer dann feuern, wenn der Inhalt der Seite geladen ist und die Client ID nicht leer ist.
Neuen Tag erstellen
Nun muss in Google Tag Manager ein neuer Tag erstellt werden, der ein Event erfasst. Die Einstellung „Non-interaction Hit“ wird auf „true“ gesetzt. Unter Punkt „Google Analytics Settings“ definieren wir eine neue Variable, in der die benutzerdefinierte Dimension definiert wird.
Die {{GA Tracking ID}} ist in diesem Fall als Konstante definiert, um mir das ständige Suchen und Kopieren zu ersparen. Man könnte hier auch einfach manuell die Tracking ID des Google Analytics Property einfügen.
Als Trigger wird der zuvor erstellte Trigger eingesetzt.
Nun müssen die Änderungen in Google Tag Manager nur noch veröffentlicht werden.
Ob das alles auch funktioniert, lässt sich über die Preview-Funktion in Google Tag Manager testen. Dazu einfach den Preview starten und die Seite, auf der die Client ID getrackt werden soll, aufrufen. In einem kleinen Fenster am unteren Rand der Seite zeigt der Tag Manager an, welche Tags beim Laden der Seite abgefeuert wurden.
Leitbetriebe sind also die Quelle unseres Wohlstands, so suggeriert das zumindest der Titel einer Diskussionsveranstaltung. Der Segen, den uns große, finanzstarke Betriebe mit einer hohen Zahl an Arbeitskräften – kurz Leitbetriebe – bringen, sei hier kurz aufgezählt:
Forschung und Entwicklung – Leitbetriebe sind in der Regel Global Player und dürfen den Anschluss an den internationalen Mitbewerb nicht verlieren. Deshalb investieren sie massiv in Forschung und Entwicklung.
Arbeitsplätze – Sie beschäftigen auf Grund ihrer schieren Größe viele Menschen direkt. Und sie schaffen im Bereich der Zulieferbetriebe indirekt durch ihre Aufträge viele Arbeitsplätze.
Aber – und das ist ein großes Aber – sie machen unsere Wirtschaft zerbrechlich. Gewinnt ein internationaler Konkurrent das Forschungswettrennen oder kommt eine technische Revolution, die unsere Leitbetriebe verschlafen, stehen 10.000ende Menschen auf der Straße.
Das Management wird sich die Hände in Unschuld waschen und sich mit dem angehäufte Vermögen ein schönes Leben machen. Die Politik wird fassunglos vor den Trümmern ihrer Wirtschaftspolitik stehen. Der Arbeitsmarkt wird übergehen. Tausende kleine Zulieferbetriebe werden zusperren, die Arbeitslosigkeit wird weiter steigen.
Und warum kann es soweit kommen? Wie die Politik aus einem falschen Verständnis heraus den sogenannten Leitbetrieben jeden Wunsch von den Augen abliest und ihr Wachstum nach Kräften fördert.
Das Bildungssystem hat sich den Interessen und Anforderungen dieser Betriebe unterzuordnen. Kultur und Soziales? Brauchen wir nicht. Was zählt, ist (Auftrags-)Forschung und (zum Anforderungsprofil der Betriebe passende) Bildung.
Die Einzel- und Kleinunternehmer, die unser Wirtschaftssystem nicht nur unzerstörbar, sondern in Summe sogar antifragil machen, bleiben auf der Strecke. Die Kreativitäts- und Persönlichkeitsbildung ebenso.
Natürlich: Arbeit zu haben ist wichtig und große, führende Betriebe leisten einen wichtigen Beitrag dazu. Aber unsere Gesellschaft und unsere Wirtschaft können mehr.
Heute starben Menschen in Brüssel, am Flughafen und in der Innenstadt. Die sozialen Medien gehen über, zum Teil mit Beileidsbekundungen, zum Teil mit nationalistischen Botschaften, die der Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik Deutschland die Schuld für die Attentate in Brüssel geben wollen.
Rationalität hat in dieser Debatte keinen Platz. Es regiert der Instinkt, der Reflex. Und dieser Reflex ist nachvollziehbar: Laufen, Schutz suchen, Sicherheitheitsmaßnahmen verstärken, Rache üben. Nur: Eine Lösung ist es nicht. Es verschafft uns kurzfristig das falsche Gefühl von Sicherheit. Es gibt uns die Chance, den Anschein von Kontrolle zurückzugewinnen.
Aber was, wenn wir das Gegenteil tun? Was, wenn wir reagieren wie ein Eishockey-Torwart? Nicht zusammenzucken und uns klein machen, sondern die Glieder selbstbewusst in alle Richtungen strecken. Was, wenn wir eben nicht das tun, womit die Terroristen gerechnet haben und wovon sie ausgehen müssen? Was, wenn wir die Türe weiter aufmachen und der Angst keinen Platz lassen? Was, wenn wir zeigen, dass uns schmerzt, was passiert ist, aber dass wir uns durch diese Schmerzen nicht unser Wesen nehmen lassen?
Leichter gesagt als getan, denn der erste Impuls ist ein anderer. Aber wenn wir Frieden wollen, dann sollten wir nicht von den Terroristen und Absolutisten lernen, sondern von Gandhi.
Wenn ich meine Facebook-Timeline lese, wird mir manchmal übel. Zum einen ob der Meldungen in den Medien, zum anderen ob der Kommentare meiner „Freunde“ zu diesen Berichten.
In der Verzweiflung wird der Ruf nach einer einfachen Lösung laut: Zensur. Melden wir die Beiträge bei Facebook und die sollen sie dann löschen oder die Benutzer sperren. Und was passiert dann? Naja, jene, die tatsächlich glauben, in Facebook stünde die Wahrheit und nichts als die reine Wahrheit, werden vielleicht ihr Meinungsbild über die Zeit geringfügig ändern. Und jene, die den Blödsinn verbreiten, werden sich andere Wege suchen, um ihre Meinung kund zu tun.
Fakt ist: Pandoras Box ist geöffnet. Das Internet hat jeder Bürgerin und jedem Bürger eine Stimme in der öffentlichen Diskussion gegeben. Diese Stimmen kann und darf man ihnen auch nicht wieder wegnehmen.
Dass die Postings immer radikaler, immer hetzerischer werden, dass der Hass auf eine Gruppe von Menschen – in diesem Fall die Flüchtlinge – geschürt wird, sollte uns nicht dazu bringen, eine Zensur einführen zu wollen. Es sollte uns zeigen, dass sich die Menschen trotz aller Bildung und Aufklärung seit 1938 nicht wesentlich verändert haben.
Zeige den Menschen, dass sie ungerecht behandelt werden. Mach ihnen Angst vor der Zukunft. Finde einen unkonkreten und trotzdem greifbaren Sündenbock. Und fertig ist die Vorspeise für das Menü „Die Reise in den totalitären Staat“.
Werden wir vielleicht in 50 Jahren als Zeitzeugen vor Schulklassen sitzen und erzählen, dass wir damals ja nicht ahnen konnten, wohin das alles führen würde?
Klettern, vor allem in der freien Natur, fasziniert mich. Wirklich auf den Geschmack gekommen bin ich am HTL Wels Klettersteig am Feuerkogel. Der wurde mir von Freunden als guter Einstieg empfohlen. Und sie hatten recht. Mit nur wenigen C-Stellen war der Klettersteig auch für mich als Anfänger gut zu bewältigen, obwohl – vor allem mangels Technik – einiges an Armkraft gefragt war. Vorab habe ich mir das Höhenprofil und die Topo auf bergsteigen.com angesehen.
Der Zustieg ist vor allem bei Nässe schwierig und gefährlich. Es geht über eine sehr steile Wiese auf einem unbefestigten Weg rund 100 Höhenmeter nach unten zum Einstieg des Klettersteigs. Der Einstieg ist relativ einfach, die besagte B/C-Stelle kommt schon nach wenigen Höhenmetern.
Nach 150 Höhenmetern ist das doch etwas anstrengende Erlebnis vorbei. Was bleibt ist die Freude auf das nächste Mal und die Lust darauf, Klettern zu lernen, um mich beim nächsten Mal geschickter anzustellen.
Nach 5 Jahren und geschätzten 15 Tagen in den Bergen haben sich mein Bergschuh und seine Sohle voneinander getrennt, mitten während einer mehrtägigen Tour. Was meinen Schuh bis zum Ende der Tour zusammengehalten hat, waren Glaube und ein paar Kabelbinder. Das Produkt: ein rund 100 Euro teurer Bergschuh der Intersport Eybl Eigenmarke Seven Summits.
Der freundliche Verkäufer bei Intersport Eybl hat mir auf Nachfrage mitgeteilt, dass es völlig normal ist, wenn sich Schuhe nach etwa fünf Jahren auflösen, vor allem wenn man nicht viel damit unterwegs ist. Sehr beruhigend, oder?
Angesichts meiner persönlichen Erfahrung mit dieser Marke steigt mein Respekt vor dem Mut von Wolfgang Fasching ins Unermessliche. Der Mann geht angeblich mit diesem Schrott auf echte Berge. Na dann Berg heil!
Wenn ich die Zeitung aufschlage – ganz egal welche -, wenn ich sie also aufschlage und lese, wer denn heute wieder von wem 100.000 Euro Beratungshonorar kassiert hat für drei lauwarme Kaffee, fünf paar Würstel und ein paar nicht näher definierte Leistungen, an die sich heute niemand mehr erinnern kann, dann macht mich das nicht wütend. Auch bin ich nicht traurig oder enttäuscht. Es fühlt sich nur einfach irgendwie taub an, vermischt mit ein wenig Ungläubigkeit. Und das ist es, was mich dann wütend macht.
Wir Österreicher haben seit jeher einen Hang zum Pragmatismus und der kleine Strizzi von nebenan gehört in unserer Gesellschaft genauso dazu, wie der Gemeindebau und der Schrebergarten mit tschechischem Gartenzwerg. Und irgendwie sind das ja lauter kleine Strizzis, die sich da das Geld in die eigene Tasche geschoben haben. Wie Kaugummiautomaten-Knacken, nur eben größer.
Die Überquerung der Alpen mit dem Mountainbike war anstrengend und wunderschön zugleich. Die Route war eine perfekte Mischung aus „Ohhhmmmm“ und Adrenalinschub.
Packliste für einen Alpencross
Gleich zu Anfang habe ich vermutet, dass ich zuviel eingepackt habe. Diese Einschätzung war völlig korrekt. Damit mich niemand auslacht, schreibe ich jetzt nicht, was ich alles eingepackt habe. Hier eine Liste der Dinge, die ich wirklich gebraucht hätte (bei einer Alpenüberquerung mit Gepäcktransport):
Gepäck im Rucksack
Ausrüstung
Mini-Werkzeug
Reifenheber
Zange (Leatherman)
Radschlauch
Flickzeug
Luftpumpe
Erste-Hilfe-Paket
Schaltseil
Schaltauge
Ersatz-Kettenglieder (und ev. Kettenschloss)
Kabelbinder
Kettenöl
Ersatzspeichen
Felgenband
Stirnlampe
Wärmere Kleidung und Regenkleidung
Regenhülle für den Rucksack
Regenjacke
Regenhose (lang)
wasserdichte Überschuhe
warme, zumindest wasserabweisende Handschuhe
Haube oder Buff
Ärmlinge
Beinlinge
Kleidung
Trockenes Paar Socken
Trockenes Shirt
ev. trockene Radhose
Weiteres Gepäck
Trinkblase
Energie-Riegel
Handy
Geld
Reisepass
Sonnencreme
ev. Badehose
Plastiksackerl
Protektoren (Knie und Ellenbogen)
zus. bei Mehrtagesetappen
Hüttenschlafsack
Waschzeug
Handtuch
zus. Shirt
zus. Radhose
zus. Paar Socken
Gepäck in der Reisetasche
Bekleidung
Radhose
ev. Überhose
3 Trikots zum Wechseln, eines ev. lang
2 Base-Layer Trikots
5 Paar Socken
Unterhosen, Hose, Shirt, Pulli und Schuhe für Abend und Frühstück
Ausrüstung
Energieriegel
Ersatz-Reifen
Fahrradschlauch Nr. 2
Bremsbeläge
Weiteres Gepäck
Gesäßcreme
Waschzeug
ev. zweites Paar Radschuhe
ev. Ersatz-Sonnenbrille
An der Frau/am Mann
Radhose
ev. Überhose
Base-Layer
Trikot
Socken
Sonnenbrille
Radhelm
Randhandschuhe
Radschuhe
Pulsuhr mit Brustgurt
Die Vorbereitung
Im Nachhinein gesehen habe ich mir zu große Sorgen über die konditionellen Anforderungen einer Alpenüberquerung gemacht. Klar, es ist anstrengend. Aber viel mehr als die körperliche Ausdauer sind das Sitzfleisch und vor allem die mentale Stärke gefordert. Denn es gehört schon einiges dazu, sich bei strömendem Regen (und einem Wetterbericht, der keine Besserung verheißt) auf’s Rad zu setzen, wenn man weiß, dass die reine Fahrzeit mehr als 6 Stunden betragen wird.
Die Gruppendynamik
Ebenfalls unterschätzt habe ich die Belastung, die durch die Gruppe entsteht. Bei zwölf grundverschiedenen Persönlichkeiten, die sieben Tage lang unter nicht immer einfachen äußeren Bedingungen ein gemeinsames Ziel verfolgen kann es schon zu manchen zwischenmenschlichen Reiberein kommen.
Die Ausrüstung
Die Ausrüstung, auch die Bekleidung, sollte in wirklich gutem Zustand sein. Keine Experimente, keine neuen Dinge, nur Bewährtes sollte auf einer solchen Tour zum Einsatz kommen. Es lohnt sich übrigens, bei der Regenkleidung nicht zu sparen. Für die Alpenüberquerung habe ich mir eine Löffler GTX Active Shell Regenhose zugelegt. Ohne die würde ich so eine Tour nie wieder fahren. Auch die Skinfit-Regenjacke hat mir gute Dienste geleistet, auch wenn sie mit der Regenkleidung von Löffler nicht mithalten kann.
Das Rad
Das Mountainbike sollte vor einer Alpenüberquerung gründlich gewartet werden. Ein Service sollte aber nicht unmittelbar vor der Abfahrt, sondern schon ein oder zwei Wochen davor erfolgen. Die Erfahrung zeigt nämlich, dass auch Fachwerkstätten gelegentlich kleine Fehler machen, die man oft erst nach ein, zwei Ausfahrten bemerkt.
Ob das Rad nun vollgefedert ist oder einen starren Hinterbau hat, ist eine Frage des persönlichen Geschmacks. Persönlich würde ich das Hardtail zu Hause lassen, denn mit einem Fully lassen sich die ruppigen Alpentrails erst so richtig genießen. Ob 100mm, 180mm Federweg oder irgendwas dazwischen: Solange das Rad bergauf etwas taugt, ist alles möglich. Auch das Gewicht ist – wenn man die nötigen PS in den Beinen hat – nicht maßgeblich. Das schwerste Rad in unserer Gruppe wog mehr als 14 Kilogramm. Wichtig ist, dass es den Belastungen einer Alpenüberquerung gewachsen ist. Konkret bedeutet das:
Solide Ausstattung: Ob SRAM oder Shimano, ob Rockshox oder Fox, die Ausstattung des Rads sollte nicht unbedingt aus der Billig-Linie der Komponentenhersteller stammen. Wer sich mit einer Shimano Deore oder einer Sram X7 auf den Weg macht, sollte eigentlich keine bösen Überraschungen erleben.
Richtige Übersetzung: Die Übersetzung am eigenen Rad ist für die meisten Bikerinnen und Biker ein Buch mit sieben Siegeln. Dabei ist es gar nicht schwer, herauszufinden, mit welchen Zahnkränzen das Rad bestückt ist. Meistens ist das auf der Kassette (die Zahnkränze hinten) oder den Kettenblättern (die Zahnkränze vorne) sogar zu lesen. Falls nicht: einfach die Zähne zählen. Wer mit einer Übersetzung (eigentlich schon Untersetzung) von 24(vorne):34(hinten) unterwegs ist, sollte eigentlich die meisten Anstiege meistern können. Die neuen 10-fach-Schaltungen hinten bieten oft sogar ein 36er Ritzel. Damit klettert man auch steile Rampen hoch. Wer mit einem 29er unterwegs ist, sollte vorne eventuell ein 22er Kettenblatt installieren (lassen), denn durch den größeren Radumfang wirkt sich die Übersetzung anders aus.
Ausreichend dimensionierte Bremsen: Bei Abfahrten mit 1000 Höhenmetern oder mehr werden auch die bestem Bremsen heiß. Entsprechend groß sollten die Bremsscheiben dimensioniert sein. Leichte Fahrerinnen und Fahrer finden möglicherweise mit 180mm vorne und 160mm hinten das Auslangen. Schwerere Piloten (und 29er Fahrer sowieso) sollten vorne unbedingt zu einer 200er Scheibe greifen. Ich habe an meinem Rad sowohl vorne als auch hinten eine 200mm Scheibe montiert. Nicht eine Sekunde habe ich das bereut. Die Bremsen sollten wirklich in einem Top-Zustand sein. Schwacher Druckpunkt (weil Luft in den Hydraulik-Leitungen) oder Schleifen geht gar nicht. Auch wenn ich hier nur von Scheibenbremsen rede: Natürlich ist eine Alpenüberquerung auch mit Felgenbremsen kein Problem. Man sollte aber rechtzeitig vor der Abfahrt die Felge kontrollieren (lassen), weil sie – genau wie die Bremsscheibe bei Scheibenbremsen – ein Verschleißteil ist und sich zunehmend abnützt. Dass die Bremsbeläge in Ordnung sein müssen, ist auch irgendwie klar.
Defekte
Es ist wirklich abenteuerlich, was bei so einer Tour alles kaputt werden kann: Vom einfachen Platten bis zum Kettenriss, von der Dichtung im Bremshebel bis zur Verschraubung des Hinterbaus. Wer sich auf eine längere Tour begibt, sollte sich zumindest ein wenig Grundwissen über die wichtigsten Reparaturen aneignen. Oder anders gesagt: Wer nicht weiß, wie man einen Reifen flickt, Bremsbeläge wechselt und eine Kette nietet, sollte nur in einer Gruppe fahren oder es einfach bleiben lassen.
Jederzeit wieder
Ja, es war kräfteraubend. Ja, es war nicht immer leicht, in der Früh auf’s Rad zu steigen. Ja, ich würde es sofort wieder tun. Wer weiß, vielleicht im nächsten Jahr, vielleicht schon etwas früher…