In mir keimt der Verdacht, dass Twitter und Facebook uns in einer Art und Weise verändern, die wir heute noch nicht verstehen. Es ist nicht der Seelenstrip vieler Benutzer, den ich meine. Es ist auch nicht das zwanghafte Bedürfnis, sich mitzuteilen. Ich meine die Art, wie wir miteinander kommunizieren.
Werd ich in 10 Jahren noch ein E-Mail schreiben? Oder schreibe ich eine Facebook-Nachricht oder eine Antwort oder Direct-Message in einem Twitter-Feed?
Als Kinder haben wir mit Wählscheiben-Telefonen unsere Freunde angerufen. Wir sind zu ihnen nach Hause gegangen, um sie zum Spielen abzuholen. Wir haben uns draußen getroffen, haben gespielt, gelacht und geredet. Unsere Freunde haben ein Haus weiter gewohnt. Heute haben Kinder Freunde, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen haben. Sie wohnen nicht ein Haus weiter, sie wohnen vielleicht nicht einmal im selben Land. Sie spielen miteinander: Quake, Half-Life, World of Warcraft. Und wenn sie unterwegs sind, schreiben sie ein SMS an ihre Freunde, um sich irgendwo zu treffen.
Diese Menschen sind sozial vereinsamt. Glauben wir. Weil sie nicht die gleichen Spiele spielen, wie wir sie als Kinder gespielt haben. Weil sie viele ihrer Freunde und Bekannten noch nie gesehen haben.
Sind sie sozial vereinsamt? Oder ist es unsere Definition von Einsamkeit, die einer Überprüfung bedarf?
Ganz sicher haben sich viele schlaue Köpfe schon denselbigen über diese oder ganz ähnliche Fragen zerbrochen. Sicher haben sie Antworten gefunden. Und wenn mich mein Gefühl nicht täuscht, dann fallen diese Antworten je nach Untersuchung mal so und mal anders aus.
Ich glaube nicht, dass ich mich mit der gleichen Begeisterung auf Twitter, Facebook und Co stürzen werde, wie das viele jüngere Zeitgenossen tun. Aber ich habe die Angewohnheit, Dinge auszuprobieren, bevor ich über sie urteile. Das Experiment ist „work in progress“ und ich kann nur hoffen, dadurch nicht der sozialen Vereinsamung anheimzufallen.