Sagen, was ist.
Sprache ist ein überaus präzises Instrument; um Sachverhalte zu erklären oder Stimmungen zu vermitteln. Sprache ist nicht bloß 0 und 1, ist nicht digital, sondern analog, mit unendlich vielen Nuancen. Und genau dieses Analoge, diese Zwischentöne der Sprache, bereiten mir oft Kopfschmerzen. Selten beim Schreiben, aber allzu oft beim Lesen, insbesondere auf den Webseiten hipper, urbaner Werbeunternehmen.
Was dort zu lesen ist, lässt sich nur mit zwanghafter Jugendlichkeit erklären. Es ist der peinliche Versuch, eine Geschichte in einer Sprache zu erzählen, derer man nicht mächtig ist, anstatt das, was ist, einfach in einer guten Geschichte zu verpacken. Der Unterschied ist subtil und doch gravierend: Während ersteres die Vermischung von Realität und Phantastischem geradezu erzwingt, unternimmt letzteres den Versuch, die Wirklichkeit in packender Weise zu erzählen.
Ein Plädoyer für die Wirklichkeit
Phantasie ist großartig. Aber die Kür ist es, die Wirklichkeit in einfachen Worten zu erzählen und die Leser dennoch – oder gerade deswegen – zu fesseln. Natürlich, es ist reizvoll hier und dort ein wenig auszuschmücken, weil die Wirklichkeit nicht ganz ins Selbstbild passt. Aber wieviel mehr an Größe und Geschick braucht es, das zu erkennen und nach Formulierungen zu suchen, die – obwohl sie die Wirklichkeit beschreiben – schmuckvoll und spannend sind?